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The Red Strings Club

The Red Strings Club

''The Red Strings Club wirkt wie eine moderne, nuanciertere Version dystopischer Science-Fiction-Filme der Siebziger.''

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The Red Strings Club ist nicht die typische Bar und Donovan ist nicht der typische Barmann. Er verkauft Informationen und dafür hat er seine Muse (uns, die Spieler), die es ihm ermöglicht Drinks zu mixen, die seine Klienten in eine bestimmte Stimmung bringen. Ein bisschen Bourbon oder ein wenig Absinth sorgen vielleicht für Wahnsinn oder Glückseligkeit, aber Donovan macht weit mehr als Drinks mixen, er handelt mit Informationen und zusammen mit seinem Partner Brandeis enthüllt er, dass geplant ist ein Programm in die Implantate der Menschen hochzuladen die Depression, Angst und Wut aus der Gesellschaft verbannen. Ist das Gehirnwäsche oder der Aufbruch in eine bessere Gesellschaft?

Das Spiel beginnt damit das Brandeis über sein Schicksal grübelt, während er von einem Wolkenkratzer stürzt. Es ist das tatsächliche Ende des Spiels auf das wir kurz blicken dürfen, aber abhängig von unseren Entscheidungen und Aktionen wir das Ende sich unterschiedlichen entwickeln können. Das Spiel behandelt wichtige Themen unserer Zeit: Informationen, freier Wille und unser großes Vertrauen in riesige Firmen. Die Themen werden mit großer Vorsicht behandelt und man bekommt das Gefühl es gibt kein absolut richtig oder falsch und wie weit wir dafür gehen würden das zu verteidigen, was wir für richtig halten.

Während Donovan und Brandeis in der Bar sitzen stolpert ein Android herein. Sie ist eins der neuen Akara-Modelle und in der Lage ethische Entscheidungen zu treffen. Sie arbeitete bei der Supercontinent Corporation, wo sie an den Implantaten jener Leute arbeitete die nach einer Abkürzung zur Selbstoptimierung suchen, aber eines Tages gab ihr ein Klient neue Instruktionen und das ging böse aus. Donovan erkennt ihr Potential und nimmt sich ihrer an. Sie soll die Besucher der Bar und ihre emotionale Verfassung im Auge behalten.

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The Red Strings Club

The Red Strings Club ist ein erzählerisches Abenteuer von Deconstructeam (Gods will Be Watching) und spielt in einer Cyberpunk-Zukunft in der nahezu jeder Implantate hat (mit Ausnahme von Donovan, der das aus gesundheitlichen Gründen nicht kann). Die Gäste des namensgebenden Red Strings Club kommen einzeln um einen von Donovans Spezial-Cocktails zu geniessen. Der handelt mit Informationen und aus irgend einem Grund hat jeder seiner Gäste Verbindungen zur Supercontinent Corporation, die kurz davor stehen ihr soziales Psycho-Wohlfahrtsprogramm zu starten. Hier erhalten wir alle Informationen die wir benötigen um die Firma zu infiltrieren.

Mir gefällt besonders wie viel es in The Red Strings Club zu entdecken gibt. Das ist keine der üblichen linearen Geschichten, es gibt so viele Geheimnisse und Extras die es zu untersuchen gilt und wir formen das Erlebnis durch unsere Entscheidungen. Manche von ihnen wirken erst unschuldig, andere wiegen schon von Anfang an schwer.

Bei den Minispielen die zu den Konversationen gehören, habe ich gemischte Gefühle. Es hat ein wenig gedauert sich daran zu gewöhnen, aber dann hat es mir gut gefallen in der Rolle von Donovan Drinks zu mixen, besonders gegen Ende, wenn es viel zu beachten gab. Das Minispiel bei dem wir Implantate als Akara designen war dagegen eine frustrierende Art Töpferei. So ähnlich wie die Juicebox in Heavy Rain, nur hampeliger und mit mehr Überlegungen verbunden. Während das hacken von Brandeis eher Old School ist gehört es doch zu den Höhepunkten der Rätsel und Minispiele. Die Entwickler wollten diese Komponenten eindeutig tiefgängiger gestalten, als andere interaktive Geschichten, aber das Töpfern geht zu weit und ist schwer zu steuern.

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The Red Strings Club ist großartig geschrieben und die Figuren werden durch den Text (es gibt keine Sprachausgabe) wundervoll porträtiert. Dadurch fallen allerdings auch ein paar grammatikalische Fehler besonders ins Auge, die hoffentlich noch entfernt werden. Und dann gab es noch einen Punkt am Ende des Spiels, das Hacken mit Brandeis, bei dem eine Konversation wiederholt werden musste um alle nötigen Informationen zu erhalten, da es keine Option gab, eine zweite Frage zu stellen. Kleine Probleme einer sonst brillanten Geschichte. Wir lernen viel über die Charaktere (genug um auch einen zweiten Durchgang zu rechtfertigen) und manche sind wirklich beeindruckend, das gilt besonders für Larissa, Edgar und Johanna. Letztere ist eine der Bosse denen wir anfangs ein defektes Implantat geben und die Interaktionen mit ihr sind ziemlich interessant.

Die Grafik und die Musik sind beeindruckend. Großartige Pixelkunst, coole Wasserphysik und ein Soundtrack bei dem man mitsummen muss. Das Spiel hat genau die richtige Länge und es braucht eine handvoll Stunden um es abzuschliessen.

The Red Strings Club wirkt wie eine moderne, nuanciertere Version dystopischer Science-Fiction-Filme der Siebziger. Besonders das Ende verbreitet dieses Gefühl, auch wenn unsere Spielweise das Ende beeinflusst. Die Töpfersektion hat mich manchmal frustriert, aber insgesamt ist das Spiel für alle zu empfehlen die sich für Themen wie freier Wille, soziale Kontrolle und künstliche Intelligenz interessieren.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
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Eine starke Narrative, großartige Charakter, interessantes Drink-Mixing, viel zum erkunden und zurückkehren für einen zweiten Durchlauf, schöne Musik und Gestaltung.
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Töpferei-Minispiel ist frustrierend, ein paar kleine Fehler mit dem Text, kein manuelles Speichern.
overall score
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