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Film-Kritiken
The Batman

The Batman

Matt Reeves nimmt sich dem Dunklen Ritter an und wandelt die bekannten Themen aus den Comicbüchern in einen spannenden Thriller um.

Für Batman war es die letzten Jahre schwierig auf der großen Leinwand. Ben Affleck sollte einen eigenen Film bekommen und das Drehbuch dafür ist bereits mit Justice League angelegt worden - was ja auch schon wieder eine kleine Ewigkeit her ist. Dieses Projekt ist bislang nicht entstanden und einige Leute gehen davon aus, dass sich Affleck mit viel Getöse im kommenden The-Flash-Streifen offiziell von der Rolle verabschieden wird.

Das Filmuniversum von DC ist allgemein ein wenig seltsam. Einige Helden interagieren miteinander, während andere, wie zum Beispiel Shazam oder das Suicide Squad, mehr oder weniger in ihrer eigenen Realität existieren. Matt Reeves' The Batman steht ebenfalls für sich allein und vermutlich ist es genau das, was viele Fans von einem Reboot erwarten. Da Gastauftritte und verwobene Geschichten momentan aber fast schon erwartet werden, ist es ein eifrige Kinobesucher ein ordentliches Durcheinander.

The Batman fängt nicht ganz bei null an, sondern in einer Zeit, in der Superhelden und maskierte Schurken in Gotham noch eine bizarre Seltenheit sind. Das Symbol der Furcht hat die Unterwelt zwar aufgerüttelt, aber die Kriminalitätsrate ist immer noch hoch. Gotham ist moralisch bankrott und zutiefst korrumpiert. „Es ist in Pulverfass und der Riddler ist das Zündholz", kommentieren Commisioner Gordon und Batman - und sie behalten recht. Ein paar Wochen später tritt der Bösewicht wieder auf den Plan und liefert sich mit einem melancholischen, grüblerischen und emotional sehr eisigen Batman eine wilde Schnitzeljagd durch Gotham. Dabei scheint der Riddler unserem Helden immer einen Schritt voraus zu sein.

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Natürlich bewegen wir uns auch immer wieder in bekannten Superhelden-Gefilden, aber The Batman ist in erster Linie ein düsterer und kluger Crime-Thriller, in dem die wenigen ehrenhaften Gesetzeshüter versuchen, das Mysterium dieser Geschichte voller Korruption, Tod und Intrigen aufzudecken. Es ist fast schon ein Genrefilm, der mühelos packende Action und befriedigende Rätsel miteinander verwebt und uns das Porträt einer Stadt liefert, in der Kriminalität und Korruption allgegenwärtig sind.

Fast noch wichtiger sind die darstellerischen Leistungen von Robert Pattinson, der als legendärer Batman die nötige Punkrock-Attitüde mitbringt, aber auch einen hoffnungslosen, fast schon depressiven Bruce Wayne überzeugend hinbekommt. Die anderen Darsteller sind vielleicht sogar noch besser: Paul Dano als Riddler, Zoë Kravitz als Selina Kyle und besonders Jeffrey Wright als Gordon. Manche Charaktere kommen ein wenig zu kurz, darunter Andy Serkis' bodenständiges Porträt von Alfred und John Turturros stumme Version von Carmine Falcone. Insgesamt laufen die Darsteller unter der guten Regie zu Höchstform auf.

Der Film ist atemberaubend anzuschauen und er zeigt ein düsteres, grimmiges und schmutziges Gotham - fast so, wie wir es in Batman Begins erlebt haben. Jede Kameraeinstellung dieses dreistündigen Films ist voller Kontraste und obwohl die Farbpalette eher braun und schwarz bleibt, ist es ein Fest für die Sinne. Der erhabene, charismatische Soundtrack von Michael Giacchino wird ebenfalls perfekt eingesetzt.

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Wer sich gewünscht hat, dass sich das Superhelden-Genre weiterentwickelt, wird begeistert sein, dass Batman sich auch ein wenig zurücknehmen kann, um die Geheimnisse um den Riddler zu entwirren und eine neue Version von Gotham zu etablieren. Wer sich einen Batman gewünscht hat, der Schurken vermöbelt und auf die Jagd geht, dem wird vermutlich zu viel Zeit an andere Dinge verschwendet, da Tatorte etabliert werden und Hinweisen nachgegangen wird.

Der Film ist mit seinen drei Stunden auch ein kleinwenig zu lang und einige Zuschauer werden mit der Auflösung des zentralen Rätsels unzufrieden sein. Darüber verraten wir hier natürlich nichts, aber einige der Wortspiele haben für Lacher im Publikum gesorgt. Neben der Länge ist bei all der Brutalität und der Verzweiflung vielleicht ein wenig die Hoffnung und das Herz zu kurz gekommen. Die Beziehung zwischen Alfred und Bruce leidet darunter am meisten.

Am Ende ist The Batman ein hervorragend umgesetzter und ein etwas anderer Superheldenfilm, der hoffentlich den Anfang einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen Pattinson und Reeves markiert. Der Streifen hat den Look, den Sound und die Wut, um sich unter den besten Filmadaptionen dieser Figur einzureihen. Der Film stolpert hier und da und er fängt besser an, als er endet (wie so viele Big-Budget-Filme), aber insgesamt ist es ein tolles Kinoerlebnis. Batman ist zurück und sein Symbol erstrahlt über Gotham. Das Warten hat sich gelohnt.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
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