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Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012

Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012

Die nächsten Olympischen Spiele finden zwar erst nächstes Jahr statt, doch Sega wollte nicht das diesjährige Weihnachtsfest verschwitzen. Darum dürfen sich der Klempner und der blaue Igel schon jetzt in allerhand Sportarten versuchen. Und so kann es passieren, dass man den Winter nicht draußen im Schnee, sondern mit Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen London 2012 daheim vor der Konsole verbringt.

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Im Prinzip hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht viel getan, nur werden diesmal die Wettkämpfe in London ausgetragen. Wieder sprinten, springen, turnen und schwimmen wir durch alle 21 Disziplinen, angefeuert von unzähligen Nintendo-Figuren im Hintergrund und unter Druck gesetzt von den Mitspielern auf dem eigenen Sofa.

Im herkömmlichen Spielmodus entscheiden wir uns zunächst für eine Kategorie wie etwa Leichathletik, Turnen oder Wassersport, in denen wir alleine gegen den Computer - oder besser gegen bis zu drei Freunde antreten. Dabei ist die Anzahl der Mitspieler abhängig von der Sportart. Wo wir beispielsweise beim Hürdenlauf zu viert über die Schranken hopsen, werden wir beim Speerwerfen zum Zuschauen verdammt, bis wir an der Reihe sind. Einige Disziplinen lassen sich sogar in Teams absolvieren, sodass auch das gemeinsame Spielen nicht in den Hintergrund gerät.

Immerhin macht es mit Freunden deutlich mehr Spaß, auf Punktejagd zu gehen. Wer alleine spielt, ist lediglich darauf erpicht, die Godmedaille abzustauben oder seinen Highscore zu überbieten - und wechselt dann zur nächsten Sportart. Hinsichtlich der zahlreichen Herausforderungen kann man zwar auch im Alleingang ein paar Stunden in London verbringen, die Faszination des Zusammenspiels können die unverlässlichen Computerfiguren aber nicht vermitteln. Spätestens in jenen Momenten, in denen man in Teamarbeit ein treibendes Floß ausbalancieren muss, nerven die Aussetzer der Künstlichen Intelligenz. Häufiger sitzt man resigniert vorm Bildschirm und grummelt ihm ein fragendes "Was war denn das?" entgegen.

Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012
Vor allem in den neuen Sportarten wie Kanufahren zahlen sich rhythmische Bewegungen und perfektes Timing mehr aus als sinnloses Herumfuchteln.
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Erfreulich ist, dass die Bedienung uns die Wahl lässt, ob wir mit der Wiimote oder zusätzlich mit dem Nunchuk an den Start gehen wollen. Lästiges an- und abstöpseln der Peripherie gehört somit der Vergangenheit an. Das Nunchuk ist ohnehin nur eine Empfehlung und letztlich nicht mehr als eine nette Dreingabe. Das ständige Schütteln beim Reitsport oder während der Jetski-Fahrt macht das Erlebnis nicht unbedingt authentischer. Lediglich das Bogenschießen kriegt so eine glaubwürdigere und somit spaßigere Steuerung.

Vor allem in den neuen Sportarten wie Springreiten oder Kanufahren zahlen sich rhythmische Bewegungen und perfektes Timing mehr aus als sinnloses Herumfuchteln. So gewinnt häufig derjenige, der konzentriert die Bildschirmanzeigen verfolgt und im richtigen Moment die jeweiligen Tasten drückt - und nicht der mit dem ausdauerndsten Handgelenk. Trotzdem kann die Wahl der eigenen Spielfigur entscheidend sein, denn jeder der 20 Charaktere verfügt über andere Attribute. Während Sonic und Yoshi etwa besonders für ihre Schnelligkeit bekannt sind, ist der muskulöse Donkey Kong bei Kraftsportarten die erste Wahl. Und Mario reiht sich mit seinem Kumpel Luigi neben Amy, Blaze und Bowser Jr. in die Reihe der Alleskönner ein. Zwar kann ein guter Spieler auch mit der trägen Schildkröte den blauen Igel beim Sprint schlagen, für Anfänger sind die vier unterschiedlichen Kategorien jedoch eine gute Orientierungshilfe.

Ungeachtet der Olympischen Standardherausforderungen kann man sich in zehn zusätzlichen Minispielen austoben, den Traumdisziplinen. In denen rennen und hüpfen wir durch abstrakte Levels und raufen uns mit den Mitspielern, indem wir sie als Sprungbrett missbrauchen, beim Wolkenspringen in den Abgrund schubsen oder ihre Kugel auf einem gigantischen Flipperautomaten von der Bahn drängen. Das Ganze spielt sich beinahe wie ein New Super Mario Bros. Wii und lebt von den Sticheleien und Fluchtiraden, die man im Wettstreit vor dem Fernseher loslässt.

Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012
Toll wäre ein Onlinemodus gewesen, aber der fehlt. Schade.
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Das Gemecker nimmt sogar noch zu, wenn man den Party-Modus spielt und jeder versucht, sein Stickeralbum mit Aufklebern zu füllen. Die gibt es für gewonnene Minispiele oder als seltenes Extra auf der Landkarte, auf der wir zwischen den Missionen herumstromern und verschiedene Charaktere der Sonic- und Mario-Spiele treffen. Alle Missionen sind zufallsgeneriert und reichen von Quizrätseln über Sportwettkämpfen bis hin zu witzigen Minispielen, in denen wir beispielsweise reihum eine von zehn Kisten öffnen, bis einer von uns vom Geist erschreckt wird. Fies: Jeder Spieler kann während der Partie zwei Fragezeichen-Felder mit eingeheimsten Stickern aktivieren und so seine Klebbildchen verdoppeln oder gar die eines Mitspielers mopsen. Schadenfreude ist also vorprogrammiert!

Doch damit nicht genug. Für jedes absolvierte Spiel, egal ob alleine oder mit Freunden, gewinnen wir Rubbellose, die wir im Hauptmenü gegen neue Hintergrundsongs oder witzige Mii-Klamotten eintauschen dürfen. Außerdem belohnt uns das Spiel mit weiteren Extras, wenn wir bestimmte Erfolge meistern. Toll wäre ein Onlinemodus gewesen, aber der fehlt. Schade.

Somit ist Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012 vorrangig auf das Miteinander vor der Konsole ausgelegt. Die Bedienung hat auch der Opa nach wenigen Sekunden verinnerlicht. Dann gilt es nur noch, schneller zu fuchteln oder besser zu timen. Vor allem der spaßige Party-Modus dürfte für gesellige Spielabende sorgen. Wer einmal sein Stickeralbum fast komplettiert hatte und anschließend alle Aufkleber an einen Gegner abtreten musste, der weiß, wie bitter der vergnügliche Zeitvertreib sein kann. Und wie überschaubar, denn Serienkenner vermissen echte Neuerungen und für Solisten verliert das Abenteuer schon nach kurzer Zeit seinen Reiz.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
über 30 Disziplinen, lustiger Party-Modus, viele bekannte Nintendo- und Sega-Charaktere
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alleine wird es schnell langweilig, kein Online-Modus, überschaubare Neuerungen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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