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Mafia II

Mafia II

Acht Jahre sind seit dem ersten Mafia vergangen. Acht lange Jahre. Und nun ist Mafia II endlich fertig, fast jedenfalls. Wir durften mit dem Italo-Amerikaner Vito bereits ein paar Missionen absolvieren.

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Mafia II spielt in einer fiktiven Stadt an der Ostküste namens Empire Bay. Es ist Anfang 1945 - und wir sind Vito, ein junger Italo-Amerikaner und Soldat, der auf Heimaturlaub ist. Bei einem Treffen mit Cousin Joe, der nebenbei einen Anruf macht, ist der Heimaturlaub plötzlich für immer verlängert. "Der Arzt sagt, du kannst nicht mehr kämpfen", sagt Joe, und das war's mit Europa. Es stellt sich allerdings heraus, dass unser verstorbener Vater der Familie einen ziemlichen Haufen Schulden hinterließ. Vito wird also zu einem Leben als Verbrecher gezwungen und muss fortan Joe helfen, wann immer der meint, Hilfe zu benötigen.

Empire Bay ist etwa doppelt so groß wie die erste Mafia-Stadt - und es ist vor allem schön anzusehen. Man kann wirklich erkennen, dass eine Menge Zeit investiert wurde, um eine amerikanische Stadt aus den 1940- bis 1950ern bis ins kleinste Detail nachzuempfinden. Shops, Schilder, Autos, Menschen und was sie tragen - es ist ein authentisches Gefühl, oder zumindest passt es zu dem stereotypen Bild der damaligen Zeit, das die meisten haben. Die Musik, die im Radio gespielt wird, und die kleinen Pausen mit Nachrichtensendungen fügen eine weitere Schicht Authentizität hinzu - und manchmal auch ein bisschen komische Erleichterung.

Mafia II
Vito kommt aus Europa zum Heimaturlaub nach Empire Bay zurück, im Feburar 1945 - und darf unverhofft länger bleiben.

Wir spielen als Vito eine Mission, die "Wild Ones" heißt. Einige Stunden Spielzeit hat unser Held da bereits absolviert. Joe braucht Hilfe beim Verkauf von Zigaretten direkt von der Ladefläche eines Lastwagens. Okay, dann mal los. Vito startet in seinem Apartment. Wir wählen ein Outfit und unseren Wagen, und ab geht's zu Joe. Wer mit Mafia nicht vertraut ist, wird vielleicht annehmen, dass die Stadt ein bisschen wie Liberty City ist und es nicht wirklich viel neben der Hauptgeschichte zu erleben gibt. In der Tat ist es aber so, dass alle ursprünglich als optionale Nebenmissionen geplant Stränge komplett in die Haupthandlung integriert wurden. Empire Bay dient nun eher als lebendige Kulisse für die lineare Geschichte von Vito. Mafia II ist kein Sandbox-Spiel, kein Rummelplatz also, wo wir in in einem grob festgelegten Rahmen machen dürfen was wir wollen.

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Das Polizei-System war in der Demo ziemlich seicht eingestellt, aber selbst auf der höchsten Stufe wird es nicht derart aggressiv sein wie im ursprünglichen Mafia. Für vergleichsweise geringfügige Vergehen wie das Überfahren einer roten Ampel oder kleinere Auffahrunfälle gibt's keine harten Strafen mehr. Wer allerdings die Waffe zückt und herum ballert, sollte sich besser bereit machen für eine zackige Flucht, wenn das ein Cop in der Nähe mitkriegt.

Mafia II
Hut + Schlips + Anzug = Gangster. Im eigene Apartement wählen wir die passende Garderobe aus.

Ich fahre also unter strenger Berücksichtigung aller Verkehrsregeln rüber zu Joe. Es stellt sich heraus, dass Joe ein fauler Sack ist und mir die Deppenarbeit überlässt, den Nikotinabhängigen ihre Rauchwaren auszuhändigen. Glücklicherweise wird diese langweilige, fast semi-legale Arbeit bald unterbrochen. Ein paar schmierige Hooligans torpedieren unsere kleine Unternehmung. Sie behaupten, das wir in ihrem Gebiet arbeiten und werfen als Argumentation gleich ein paar Molotow-Cocktails rüber. Joe wird plötzlich sehr mobil. Als der Anführer der Bande auf ihn zugeht, kürzt er das noch nicht begonnene Gespräch ab, indem er ihm einfach direkt ins Gesicht schießt. Autsch...

Der Rest der Bande sprintet ins Auto und haut ab. Aber egal, wie hart wir es nun versuchen, wir holen sie bei der Verfolgung nicht ein. Das Spiel ist grundsätzlich so aufgebaut, dass wir erst zurück müssen, um ein paar andere Jungs mitzunehmen, um diesen Punks dann eine Lektion zu erteilen.

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Wir machen uns auf also den Weg in eine Gießerei, wo die Bande offensichtlich rumhängt, wenn sie gerade nicht ehrbare Zigarettenverkäufer belästigt. Ihnen eine Lektion zu erteilen, das verläuft nun ziemlich geradlinig, und es geht primär darum, wie man Blei konsumiert. Mit der eigenen Truppe arbeitet man sich von Deckung zu Deckung vor und ballert die Gegner in die Defensive. Sobald sie sich umdrehen und fliehen wollen, ist es ein Leichtes, ihnen in den Rücken zu schießen.

Mafia II
Unsere Gang macht Schießübungen, bevor wir einer rivalisierenden Bande einheizen.

Das Gameplay ist bereits tadellos und fühlt sich an wie eine vereinfachte Version von Uncharted oder Gears of War. Das Schießen ist präzise und solide, die Knarren haben Gewicht und die Feinde sind schlauer als in den meisten Titeln des Genres. Die Missionen, wo wir zu Fuß unterwegs sind, absolvieren wir übrigens nicht immer gemeinsam mit dem KI-Team, aber Deckung suchen und aus dieser Agieren ist ein Kernelement des Spiel. Manche Missionen werden auch ein bisschen Stealth einbeziehen. Ob sie das so gut hinbekommen haben wie den Kampf eben gerade, das bleibt abzuwarten.

Als Vito und Joe sich zum Ende des Levels durchboxen, um die Angreifer endgültig auszuschalten und nichts als Leichen hinter sich lassen, stecken sie in einem Dilemma. Sie haben sich zwar ordentlich gerächt, brauchen nun aber dringend etwas Bargeld, weil sie ja eine Wagenladung Kippen verloren haben, die der Chef schon bezahlt hatte. Zum Glück stehen eine paar schicke und nun herrenlose Hot Rods vor der Ausfahrt. So nimmt einfach jeder einen mit zum freundlichen Autohändler um die Ecke, der nicht allzu wählerisch ist, wenn es darum geht, woher die Autos eigentlich kommen, die er so kauft und verkauft. Und dann ist meine Zeit mit Mafia II rum, vorerst jedenfalls.

Mafia II
Die cineastische Optik ist toll - und die Ausstattung zeigt viel Liebe zum Detail und Willen zur Authentizität.

Der Weg zur Fertigstellung des Spiels war bisher ein langer und komplizierter für 2K Czech. Die offizielle Begründung für die lange Dauer ist, dass sie alle Details auf den Punkt richtig hinbekommen wollen. Aber irgendwo zwischen den Zeilen bleibt das Gefühl, dass die Arbeit an dem Titel alles andere als glatt lief. Der tschechische 2K-Ableger (früher als Illusion Softworks bekannt) war ziemlich produktiv in der ersten Hälfte der 1990er mit der Veröffentlichung des ursprünglichen Mafia und von Vietcong oder Hidden & Dangerous 2, um nur die wichtigsten zu nennen.

Seit 2005 allerdings lag dann das Hauptaugenmerk auf Mafia II. Und als Take-Two den Entwickler im Jahr 2008 kaufte, in 2K Czech umfirmierte und die geplante Enemy in Sight-Serie einstampfte, stand nur noch das Gangster-Epos ganz oben auf der Tagesordnung.

Es ist ein riesiges, ein wichtiges Spiel für 2K Czech und für den Publisher ebenso. Take-Two braucht dringend eine Serie, die den finanziellen Druck etwas lockert, den sie schon fast historisch in der Zeit zwischen zwei großen GTA-Spielen haben. Aber manchmal sind Verzögerungen auch ein Segen, etwas wenn der Publisher bereit ist, den Entwicklern jene Zeit zu geben, um ihre Ambitionen zu verwirklichen. Nach der knappen Stunde, die ich mit und in Mafia II verbracht habe, ist letzteres jedenfalls der dominierende und bleibende Eindruck.

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