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Game of Thrones

Game of Thrones: Iron from Ice

Begleiten wir die Forresters durch die tückische erste Episode von Game of Thrones in einem Adventure von Telltale, den Meistern im Geschichtenerzählen.

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Lord Forrester. Lady Forrester. Rodrik. Asher. Ethan. Mira. Talia. Ryon.

Das Gemälde an der Wand zeigt mir die ganze Familie Forrester. Da ich im Flur ihres Anwesens stehe, achte ich nicht besonders auf die Leute auf dem Bild. Ich schaue nur kurz darauf und gehe einfach weiter.

Erst später als ich merke, dass ich ein paar der Figuren auch selber spielen werde, erkenne ich, wie durchdacht diese erste Episode von Game of Thrones ist. An einigen Stellen gibt es Anhaltspunkte für kommende Ereignisse, welche Konsequenzen uns für unsere Entscheidungen erwarten. Und das gilt nicht nur für unsere gewählte Figur, sondern auch für alle anderen spielbaren Charaktere der Handlung. Insbesondere nach dem ersten Durchspielen wird das deutlich. Und all diese Handlungsfäden zu einem Stoff zu verweben ist keine leichte Aufgabe, aber Telltale hat bisher eine wunderbare Arbeit abgeliefert und ich bin sicher, das Team wird denselben Weg in zukünftigen Episoden einschlagen.

Game of Thrones
Die Begegnung mit Cersei und Tyrion ist eines der stärksten Szenen im Spiel.
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Mit Game of Thrones hat Telltale voll auf die bekannte Fernsehserie. Allerdings gibt es keine harten Sexszenen, sondern viel mehr scharfe Klingen und Gespräche über Ehre. Außerdem sollte erwähnt werden, dass dieses Spiel nicht versucht, das Universum der TV-Serie oder Bücher für Neulinge zu erklären, sondern darauf baut, dass wir bereits mit der Hintergrundgeschichte vertraut sind. Es ist daher empfehlenswert, zunächst zumindest die Fernsehsendung gesehen zu haben, um das meiste aus der Handlung herauszuholen.

Der erste Eindruck ist nicht besonders stark. Die Handlung wirkt in der ersten halben Stunde viel zu linear. Es gibt weniger Entscheidungen als ich erwartet habe und stattdessen wird eine ziemlich veraltete Optik präsentiert, die sich schon in The Walking Dead altbacken anfühlte. Der Einstieg ist voll mit Action, führt die spielbaren Charaktere ein. Aber wie erwähnt, betrifft dies lediglich die erste halbe Stunde und dann wird es ernsthaft interessant.

Als erstes wird uns Gared vorgestellt, der auf den ersten Blick wenig spanned wirkt. Sicher, sein Vater ist vor seinen Augen gestorben und er genießt das volle Vertrauen von Lord Forester - aber ansonsten? Ein einfacher Laufbursche, der bereits seit vielen Jahren für die Foresters arbeitet und keine besondere Schlüsselrolle im Ränkespiel besitzt. Nachdem er bereits früh in der Episode durch einen Mord mit den Leuten von Lord Whitehill aneinander gerät, verstehe ich, wie er in die Geschichte passt. Aber als Charakter mag ich ihn am wenigsten. Seine Bestimmung im nächsten Abschnitt ist allerdings schrecklich spannend. Und das lässt mich für das Abenteuer trotzdem nach vorne schauen.

Game of Thrones
Ethan ist der bisher bemerkenswerteste Charakter.
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Es wird noch besser, als ich die Kontrolle über Ethan übernehme. Dabei handelt es sich um einen jungen Mann, der als neue Kopf vom Forester-Clan gehandelt wird. Will er lieber ein Kind bleiben oder ist er bereit Macht zu übernehmen. Es gibt bereits am Anfang ein paar sehr interessante Entscheidungen, die direkt einen dramatischen Effekt haben. Meine Lieblingsstelle ist, als Ethan gezwungen wird, in einer verbalen Auseinandersetzung über Gared gegen Whitehill bestehen muss. Was sind die richtigen Antworten und welche falsch? Telltale spielt mit uns und wir wissen nie, welche Konsequenzen unsere Entscheidungen haben werden. Es ist eine grausame Welt und was offensichtlich scheint, kann ganz unerwartete Folgen haben. Ein paar bekannte Gesichter aus der Fernsehserie tauchen in Form von Ramsay Snow, Cersei, Tyrion und Margaery auf und natürlich gibt es ein paar sehr geladene Situationen.

Die erste Begegnung mit Cersei und Tyrion gibt es, als wir in der Rolle von Mira Forester sind. Es ist die älteste Tochter der Familie. Als Margaerys Dienerin befindet sie sich in Kings Landing und ist gezwungen auf die Handlungen ihrer Familie gegen Whitehill zu reagieren. Es ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie geschickt die drei spielbaren Charaktere miteinander verknüpft sind. Während sie an verschiedenen Orten handeln, hat dies trotzdem immer noch Auswirkungen auf die anderen. Manchmal positiv, mal negativ. Die Entscheidungen werden auch in die nachfolgenden Episoden übertragen. Was jetzt noch sehr banal erscheint, kann sehr gut später auf uns zurückfallen. Wohin führt beispielsweise den Schlüssel in der nächsten Episode, den Mira beschließt zu stehlen?

Ich habe mich dafür entschieden, Iron from Ice zweimal auf sehr unterschiedliche Art und Weise durchzuspielen. Ich wollte wissen, wir sehr die einzelnen Entscheidungen Einfluss auf die kommende Erfahrung haben. Eines wurde dabei deutlich, die meisten Wahlmöglichkeiten führen in diesem Teil noch zu den gleichen Ereignissen. Das scheint in der Tat etwas enttäuschend, aber ich glaube fest daran, dass diese später größere Folgen nach sich ziehen werden. Ich brauche daher wohl kaum zu erwähnen, dass ich mit zwei Speicherständen weitermachen werde, um zu sehen, wie weit sich das Abenteuer verzweigt.

Game of Thrones
Als Mira helfen wir unser Familie aus der Ferne durch Margaery.

Was gegen Game of Thrones spricht, ist die Grafik und die weiterhin unveränderten Spielmechaniken, die jenen ein bisschen zu vertraut erscheinen mögen, die bereits die beiden Staffeln von The Walking Dead und The Wolf Among Us gespielt haben. Wer diese Werke allerdings bereits verschlungen hat und richtig liebt, der wird auch dieses Spiel mögen. Es ist schwer, das Studio dafür zu bewundern, wie gut sie die Erwartungen für die folgenden Episoden aufbauen. Es ist ein wirklich starker Start einer Reihe, die am Ende brillant werden könnte, wenn es dem Team gelingt, alles ordentlich zu verpacken.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
brillant eingebundene Charaktere, cleveres Konzept, fesselnde Geschichte, starke Sprachausgabe, interessante Entscheidungen
-
altbackene Grafik, keine neuen Spielmechaniken
overall score
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KRITIK. Von Simon Eriksson

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