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Don't Starve

Don't Starve (PS4)

Nachts und im Winter ist es kalt. Es lauert der Tod und dagegen hilft nur die konsequente und mutige Erkundung einer ungewissen Spielwelt.

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Don't Starve auf der PS4. Gestartet ganz ohne Vorkenntnisse, ohne Erwartungen oder Vorbereitungen. Für den PC ist das Adventure schon seit Frühjar 2013 am Start. Glückliche PS4-Besitzer bekommen nun eine ausgereifte Konsolenversion serviert. Es erwartet sie eine düstere Welt, die tatsächlich so konzipiert ist, dass man sie möglichst ahnungslos erkunden sollte. Es geht ums Lernen während des Spielens. Da sind keine wirklichen Hinweise auf das Ziel, keine Wegpunkte, keine Erklärungen. Man muss sterben, um zu lernen - manchmal jedenfalls.

Das Spiel hat eine einfache Struktur, wenn man zu spielen beginnt in der geheimnisvollen Wildnis. Es gibt Materialien: Gras, Holz, Steine, Gold, Blumen, Pilze und so weiter. All diese Dinge lassen sich kombinieren, um fortgeschrittenere, raffiniertere Ausstattung zu erschaffen. Es ist überraschend, wie weit verzweigt diese Kombinationen ranken. Eine Möglichkeit, Don't Starve zu genießen, ist einfach jene, sich dem Kunsthandwerk hinzugeben und ein Lager zu bauen, um den kalten Winter zu überleben.

Die Zeit verfliegt schnell in diesem Spiel. Tage dauern nur wenige Minuten und wenn es dunkel wird, droht Gefahr. Man braucht ein Feuer oder wenigstens eine Taschenlampe, um das Böse im Zaum zu halten. Die Spielwelt wird nach dem Zufallsprinzip jedes Mal neu gestaltet, wenn wir ein Spiel starten. Alle Ressourcen werden analog zu den verschiedenen Landschaftsarten verteilt, ebenso wie die Feinde und die Tierwelt. Einige Tiere sind neutral und werden einen nie angreifen, außer, man wird selbst aggressiv. Was man übrigens gerade anfangs besser sein lassen sollte...

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Freund oder Feind? Nun, man weiß es nie so ganz genau. Sagen wir es einfach so: Man sollte besser vorbereitet sein abzuhauen.

Das Spiel ist vollgepackt mit schlichten Spielmechaniken, aber die Erforschung und Entdeckung der Welt ist ohnehin das Hauptmerkmal. Sicher, es gibt Ziele oder kleine Rätsel, die es zu lösen gilt. Es gibt ein Abenteuer-Modus, den man durch ein Portal betreten kann. Es gibt Höhlen, die noch tödlicher sind als die Oberwelt. Aber vor allen Dingen sind da eben Tonnen von kleinen Sachen, bis es zu erforschen und zu nutzen gilt.

Es ist viel los hinter dem Vorhang. Das Spiel verfolgt etwa die von uns unschuldig getöteten Tiere, was einen später in Schwierigkeiten bringen kann. Es gibt erweiterte Taktiken, die uns Tiere hüten lassen, um später dadurch genügend Spinnen-Nester auszuradieren. Es leben riesige Zyklopenvögel in der Welt, die Eier legen und uns bis zum Ende aller Tage jagen, wenn wir so ein Ei einfach stehlen. Wir können Fallen stellen oder angeln. Es gibt Frösche, Bienen und natürlich Honig. Und da ist dieser komische Gartenzwerg, was immer er auch bewirken mag. Wir finden Schweine-Altare, dürfen tote Entdecker plündern und seltsamen Ritualen und Zeremonien beiwohnen, die man unterbrechen kann oder eben nicht.

Freund oder Feind? Nun, man weiß es nie so ganz genau. Sagen wir es einfach so: Man sollte besser vorbereitet sein abzuhauen. Neben der Sicherstellung, immer gut genährt zu sein und nicht zu erfrieren, muss man auch den Verstand wach halten. Wenn der Energiebalken für die Vernunft fällt (Vorsicht vor den grünen Pilzen!), wird die Sicht unscharf und Kreaturen aus den eigenen Albträume werden einen angreifen, sogar im gleißenden Licht des Lagerfeuers.

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Don't Starve
Don't Starve besteht aus einer eine Reihe von langen oder kurzen Versuchen zu überleben.

Schick ist das alles immer, in jedem Moment. Klei Entertainment sind für ihre besondere Ästhetik bekannt und auch Don't Starve hat einen besonderen Stil. Auf den ersten Blick denkt man vielleicht an Tim Burton, dessen Werk sicherlich eine große Inspirationsquelle war. Aber Don't Starve ist eigenständig genug und weiß zu verhindern, dass ihm jemand den Stempel "Isometrisches Nightmare Before Christmas" aufdrückt.

Wir beginnen das erste Spiel als Kerlchen namens Wilson, der vom fiesen Maxwell in die Welt gesendet wird. Es gibt acht weitere Charaktere zum Freispielen und sie fügen dem Erlebnis jeweils nette Wendungen hinzu. Wilson wächst ein Bart, der ihn vor Kälte schützt. Es gibt ein pyromanisches Mädchen, einen Roboter, einen starken Typen oder einen Bibliothekar. Verfügbar werden sie nach und nach durchs Hochleveln, wobei nicht der Charakter selbst stärker wird, sondern die Ausrüstung, während die Gesundheit stabil bei einem Wert bleibt.

Meine erste Runde im Spiel war übrigens denkbar kurz. Ich griff quasi sofort einen Schweine-Mann an und starb am allerersten Tag. Später waren es Bienen, Spinnen, Hunde, die Dunkelheit oder ein Tentakel, die eine ständig wachsende Liste der Tode in der Leichenhalle verlängerten. Das ist im Grunde übrigens quasi auch die Rangliste des Spiels. Wenn man stirbt, werden alle vorherigen Speicherstände gelöscht. Es ist das Roguelike-Konzept. Don't Starve besteht aus einer eine Reihe von langen oder kurzen Versuchen zu überleben. Und so sollte es gespielt werden. Nach einer Weile ist das Finden von Essen und das Nachts überleben keine Herausforderung mehr und man erkundet weiter. Neue Gegenstände werden erforscht, ein Bauernhaus gebaut und eine Mine. Oder man widmet sich der Höhlenforschung oder greift größere Tiere an. Vielleicht sieht man auch ein verführisches Feuer tief im Wald...

Es dauert ein paar Leben, bis man sich an das Interface gewöhnt hat. Ist es soweit, blättert man schnell und einfach durch Tonnen von Gegenständen, die sich bauen lassen. Es fehlt vielleicht an einigen Stellen die Übersicht der PC-Version, aber Don't Starve ist als sauber gemachtes Produkt auf der PS4 angekommen. Die Tiefe des Spiels schleicht sich langsam in den eigenen Alltag und schnell findet man sich bei einem stundenlangen Vorbereiten für was auch immer das Spiel von einem will wieder. Weil der Fortschritt beim Spieler und nicht beim genutzten Avatar verbleibt, wird Don't Starve nie zu einfach, kompliziert oder repetitiv. Es ist in jedem Fall eine interessante Spielerfahrung, die man auf der PS4 nicht auslassen sollte.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
wundervolle Ästhetik, tiefe und spannende Spielmechaniken, reichlich Dinge zum Erkunden, charmante Charaktere
-
startet ein bisschen zu langatmig, fehlende Orientierung mag nicht jedem zusagen, reichlich Trial&Error
overall score
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