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Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn

Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn

Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn - so heißt das Spiel zum Film von Peter Jackson und Steven Spielberg, der nächste Woche in den Kinos anläuft. Mutig genug, sich für einen Film ausgerechnet diesen Comic vorzunehmen. Aus dieser Vorlage dann noch ein Lizenzspiel zu machen, das ist schon fast tollkühn. Schließlich haben diese bei Videospielern nicht ganz ohne Grund einen eher schlechten Ruf.

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Ubisoft Montpellier hingegen hat schon bei King Kong mit Peter Jackson zusammengearbeitet und eine ordentliche Umsetzung des Hollywoodfilms abgeliefert. Spielberg und Jackson haben trotz aller CGI-Spielerei behutsam Hergés Comicvorlage in 3D-Animationen umgesetzt - und genau daran orientiert sich auch Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn.

Der Einzelspielermodus lässt einen sofort in die Welt von Tim und Struppi eintauchen. Man fühlt sich nach knapp sechs Stunden Spielzeit, als hätte man eine verwegene Lorenfahrt durch alte Minen mit Indiana Jones hinter sich. Hauptelement sind Jump'n'Run Passagen in einer Art 2½D-Seitenansicht, in denen auch die comichaften Kämpfe stattfinden: kurze Streichereinsätze bei jedem Fausthieb von Tim und Gegner, die torkelnd mit Sternchen über dem Kopf und Vogelgezwitscher zu Boden gehen oder auf geworfenen Bananenschalen ausrutschen. Die Kämpfe sind einfach, machen aber viel Spaß, weil man immer damit beschäftigt ist, für möglichst viel Slapstick zu sorgen. Häufig wechseln auch die Charaktere, mal muss man als Struppi eine Fährte aufnehmen oder darf als Kapitän Haddock mit dem Schwert kämpfen.

Die Kamera präsentiert einem das Geschehen immer in sehr cineastischer Perspektive, wie auch die ganze Geschichte liebevoll von schönen Zwischensequenzen und kleinen Spielszenen vorangetragen wird. Selbst die typisch gestrichelte Indiana Jones-Landkarte wird beim Ortwechsel von Struppi erschnüffelt oder mit einem kleinen Flugzeug abgeflogen. Der Preis dafür ist allerdings, dass manche Szenen zu interaktiven Spielereien verkommen, obwohl eigentlich mehr möglich gewesen wäre. Aber eben genau diese kleinen Passagen sorgen gleichzeitig für das schöne Tempo der Geschichte.

Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn
Nachdem Tim sich auf einem Flohmarkt das Modell eines alten Schiffs gekauft hat, überschlagen sich die Ereignisse
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Zwischen den längeren Jump'n'Run-Einlagen werden ständig noch andere Spielelemente eingeführt. So gibt es spannende Verfolgungsjagden mit dem Motorrad, mal sitzt man dabei selbst am Steuer oder schießt als Beifahrer mit einer Steinschleuder auf die Verfolger. Und dann sind da auch noch die Flugeinlagen. Das Wasserflugzeug muss durch ein Gewitter gesteuert werden, eine Insel wird umrundet, um Schnappschüsse zu machen oder es kommt zu kleinen Duellen in der Luft. Das ist eigentlich immer sehr einfach, aber durch das Tempo und den schnellen Wechsel der Passagen sehr spannend inszeniert. Natürlich können die Szenen nicht mit vollwertigen Renn- oder Flugspielen mithalten, aber spaßig sind sie allemal.

Das Spiel sieht durchgehend hübsch aus und hat einen großartigen John Williams-Soundtrack, obwohl Spielbergs Hofkomponist im Abspann nicht zu entdecken war. Das abwechslungsreiche Gameplay liefert eine rasante Achterbahnfahrt höchster Güte, zielt aber vom Schwierigkeitsgrad eher auf Gelegenheitsspieler ab und ist auch völlig für jüngere Videospieler geeignet.

Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn hat aber noch ein zweites Ass im Ärmel. Es gibt einen völlig eigenständigen und sehr umfangreichen Koop-Modus, der quasi die psychedelische Variante des Hauptspiels ist. Alles spielt sich in Kapitän Haddocks Träumen ab, der versehentlich von den Detektiven Schulze und Schultze bewusstlos geschlagen wurde. Unzählige Schätze wollen gesammelt werden und neue Charaktere und Kostüme lassen sich freischalten. Jede Spielfigur hat eigene Fähigkeiten. Tim kann sich mit seinem Enterhaken auf sonst unerreichbare Plattformen schwingen und Kapitän Haddock kann dünne Wände einschlagen oder schwere Gegenstände heben. Den Koop-Modus kann man aber auch alleine spielen, da jederzeit die Figuren gewechselt werden dürfen. Wer im Einzelspielermodus eventuell unterfordert war, findet hier auf der Suche nach allen Schätzen dann endlich doch noch seine Herausforderung. Denn der ganze Koop-Abschnitt beschert einem locker nochmal sechs Stunden zusätzliche Spielzeit.

Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn
Die Passagen in Flugzeug oder auf dem Motorrad können auch mit Bewegungsteuerung gespielt werden
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Zusätzlich gibt es noch Challenges, die auf den Flug- und Fahrspielen basieren und in denen auch die Schwertkämpfe wieder auftauchen. Es gibt die unterschiedlichsten Aufgaben, wie Zeitrennen mit dem Motorrad oder etwa Dogfights mit dem Wasserflugzeug. Die Challenges lassen sich sowohl mit Controller als auch mit Playstation Move oder Kinect spielen. Die Schwertkämpfe sind relativ langweilig, da diese wie üblich quasi auf Schienen vorangetragen werden. Die Motorradrennen dagegen machen tatsächlich Spaß, die Lenkung ist erstaunlich direkt und nicht so automatisiert wie bei dem unsäglichen Kinect Joy Ride.

Tolle Rundenzeiten wird man aber natürlich eher mit dem Pad erzielen und das gilt auch für die Flugspiele. Man muss aber keineswegs eines dieser Gadgets besitzen um sich an Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn zu erfreuen. Aber als kleiner Bonus sind die Minispiele sehr schön und andere verkaufen so etwas als eigenständigen Kinect-Titel. Es ist am Ende auf jeden Fall ein schönes Beispiel für die Implementierung von Bewegungssteuerung in Spiele, ohne die Spielerbasis zu spalten.

Zu viele unterschiedliche Spielelemente in einem Spiel unterzubringen kann schnell ins Auge gehen, aber
Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn bekommt so das Tempo eines Spielberg-Films und geht gleichzeitig behutsam und respektvoll mit der Comicvorlage um. Ein kleiner Blockbuster für die ganze Familie.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Cineastische Präsentation und tolle Umsetzung der Comic-Vorlage, großartiger Soundtrack, netter Bonus für Bewegungsteuerung, familienfreundlich, Koop-Modus
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Dürfte gerne noch etwas fordernder sein, langweilige Schwertkämpfe, manche Szenen nur interaktive Gimmicks
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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