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Assassin's Creed Origins

Assassin's Creed Origins

Ubisoft ist es endlich wieder gelungen, das gesamte Potential von Assassin's Creed zu bündeln. Origins ist ein wahres Wunder.

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Eigentlich gab es keine andere Wahl: Wenn Assassin's Creed wieder zu altem Glanz zurückkehren wollte, brauchte es grundlegende Veränderungen. Nach dem Fiasko mit Unity und Syndicate, die sowohl beim Design als auch bei der Technik versagten und unter generellen Ermüdungserscheinungen litten, brauchte Ubisoft mit dem neuen Assassin's Creed eine triumphale Rückkehr. Überraschenderweise ist es das auch geworden. Dank struktureller Veränderungen, einigen neuen Features und einer frischen Richtung schöpft die Reihe endlich wieder ihr Potential aus - etwas an das vorher nur Assassin's Creed 2 nahe gekommen ist.

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Assassin's Creed OriginsAssassin's Creed Origins
Assassin's Creed Origins ist nicht länger ein Action-Adventure sondern eher ein Action-RPG.

Der Erfolg Assassin's Creed Origins' liegt nicht zuletzt an der Wahl Ägyptens als Schauplatz, im Jahre 49 vor Christi Geburt. Vor diesem Hintergrund kann das Spiel richtig glänzen, denn das alte Ägypten hat kulturell vieles zu bieten. Ein Besuch der Bibliotheken und Leuchttürme Alexandria erlebt man mit diesem Detailreichtum selten und in diesem Kontext passt auch das Gameplay mit Schwertern, Bögen und Speeren.

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Assassin's Creed Origins geht in der Zeit weiter zurück als die anderen Spiele der Reihe, denn der neuste Ableger zeigt den Beginn der Bruderschaft. Es gibt diesen übergeordneten Spannungsbogen, aber es ist auch eine Geschichte über das Leben von Bayek. Er ist ein Mann mit starker Persönlichkeit, angefeuert durch Emotionen. Er zeigt Leidenschaft für jene die er liebt und jene die er hasst. In gewissem Sinne ist Origins auch eine Geschichte über Rache, die irgendwann zu etwas Größerem wird.

Während unserer langen Reise durch Ägypten treffen wir auf unzählige Figuren, auch wenn sich die Hauptgeschichte nur auf eine überschaubare Zahl beschränkt. Bayeks Gefährtin Aya ist eine ebenso starke Figur, wie er selbst und sie interagiert ebenfalls mit den historischen Figuren, wie Kleopatra. Es werden einige historische Ereignisse gezeigt, die mit dem frei erfundenen Assassin's Creed-Universum vermischt werden. Natürlich ist auch der Animus wieder mit von der Partie, aber keine Sorge - ihr werdet Ägypten für eine lange Zeit nicht verlassen.

Assassin's Creed Origins ist auf so vielen Ebenen brillant, aber nichts ist so beeindruckend wie die Spielwelt. Das ist die größte Karte die Ubisoft je gemacht hat, sogar größer als Black Flag mit seinen weiten Meeren. Ein großer Teil sind Flüsse, Seen und Wüsten, aber es lohnt sich sie zu erforschen, denn hier finden sich Gräber, Pyramiden und versunkene Ruinen. Dann sind da noch riesige Städte wie Alexandria und Memphis und kleinere Dörfer und Siedlungen.

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Assassin's Creed OriginsAssassin's Creed Origins
Beim Levelaufstieg erhalten wir einen Fähigkeitspunkt der in einem der drei Fertigkeitsbäume eingesetzt werden kann: Ausrüstung, Kampf, Schleichen

Neben den technischen und architektonischen Wundern beeindruckt die Welt auch mit Elementen die sie beleben. Von den zahllosen Bürger, die in den Städten ihren Geschäften nachgehen, bis zur Vielzahl der Tiere (passt auf die Krokodile und Flusspferde auf) bietet Assassin's Creed Origins eine organische Welt, die auch ohne unsere Anwesenheit oder Interaktion funktioniert. Wir stoßen auf Kämpfe zwischen verschiedenen Parteien, Dorfbewohner die von Krokodilen angegriffen werden, Banditen die sich mit Wachen prügeln und alles wirkt sehr organisch. Assassin's Creed Origins ist ein Triumph virtueller Architektur, künstlicher Intelligenz und dynamischer Systeme, die alle zusammen arbeiten.

Ubisoft hatte vorher schon deutlich gemacht, dass Assassin's Creed Origins nicht länger ein Action-Adventure sondern eher ein Action-RPG werden würde. Das Resultat ist eine Mischung aus The Witcher 3: Wild Hunt und Watch Dogs 2 im Assassin's Creed-Gewand - ein echter Wandel für die Reihe. Strukturell hat Origins viele Gemeinsamkeiten mit dem grandiosen Abenteuer vom Hexer Geralt. An jedem Ort warten zum Beispiel Quest-Linien auf uns. Manche sind schlicht, wie der Diebstahl und die anschließende Flucht aus der Stadt, während andere mehrere Ebenen haben, wie die Untersuchung eines Mordes, die in einer Verfolgungsjagd mit einem Serienmörder durch Ägypten endet. Es gibt viele Missionen und Ubisoft hat von CD Project Red gelernt. Das Missionsdesign ist wichtig, aber der Kontext darf auch nicht unterschätzt werden. Ganz ähnlich wie Geralt in The Witcher suchen wir in Detektiv-Missionen nach Hinweisen.

Eine weiteres neues RPG-Element sind die Spieler- und Gegner-Level. Wie in Syndicate ist der Spieler-Level im Vergleich zum Gegner ein wichtiger Faktor und wenn ihr euch entscheidet auf Feinde loszugehen, die einige Level über euch sind, solltet ihr euch auf einen schnellen Tod gefasst machen. Die Quests sind die schnellste Möglichkeit um im Level aufzusteigen, aber alle Aktionen tragen dazu bei - vom Töten der Lager-Kommandanten bis zum Finden von Schätzen in verlassenen Ruinen.

Der Test geht auf der nächsten Seite weiter.

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Assassin's Creed OriginsAssassin's Creed Origins
Während unserer langen Reise durch Ägypten treffen wir auf unzählige Figuren, auch wenn sich die Hauptgeschichte nur auf eine überschaubare Zahl beschränkt.

Beim Levelaufstieg erhalten wir einen Fähigkeitspunkt der in einem der drei Fertigkeitsbäume eingesetzt werden kann: Ausrüstung, Kampf, Schleichen. Kampf erlaubt Techniken wie Konter und aufgeladene Attacken, während Schleichen die Effektivität des Bogens erhöht. Diese beiden Bäume sind ziemlich offensichtlich, während bei der Ausrüstung einige nette Spielzeuge auf uns warten. Feuerbomben, Giftpfeile, Betäubungspfeile, die Möglichkeit Fallen an Leichen zu befestigen und sogar die Zähmung wilder Bestien (wer hätte nicht gerne ein Krokodil oder einen Löwen an seiner Seite?) gibt es da zum Beispiel.

Zu diesen Fähigkeiten gesellt sich noch das neue Loot-System. Ob durch das Töten von Gegnern oder das Erkunden von Ruinen, ihr werdet unzählige Waffen für euer Arsenal finden. Es gibt einige Bogen-Typen und Nahkampfwaffen, die zu unterschiedlichen Situationen und Spielstilen passen. Ihr könnt mit Schwert und Schild, Speer und Schild, zwei Schwertern und schweren zweihändigen Waffen kämpfen. Die Qualität der verschiedenen Ausrüstungsgegenstände unterscheidet sich, genauso wie ihre Seltenheit. Mit einem Besuch beim Schmied können wir die Items dem Spielerlevel anpassen. So kann euch eure Lieblingswaffe durchs ganze Spiel begleiten, auch wenn das nicht billig wird.

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Der Erfolg Assassin's Creed Origins' liegt nicht zuletzt an der Wahl Ägyptens als Schauplatz, im Jahre 49 vor Christi Geburt.

Dinge wie die versteckte Klinge oder unsere Tasche können ebenfalls verbessert werden, wir erhaltet sie aber nicht als Beute sondern müssen sie mit Ressourcen wie Holz, Fell und Metall selbst bearbeiten. Dafür müssen einige Tiere gejagt und Waren gestohlen werden. Dann sind da noch die Kutten, die Bayeks Erscheinung beeinflussen. Die Kleidung hat keine Attribute und dient lediglich der Optik, damit wollte Ubisoft das Aussehen von der Effizienz lösen und so den Spielern eine echte Wahl lassen.

Beim Gameplay ist ebenso viel passiert: Pfeil und Bogen funktionieren wie wir es erwartet haben über den linken und rechten Trigger, was sehr befriedigend und effektiv ist. Die Kämpfe erinnern ein wenig an Dark Souls - aber nur grundlegend. Wir fokussieren die Kamera auf einen Gegner, verteidigen mit L1/LB, die leichte Attacke führen wir mit R1/RB aus, die starke mit R2/RT. Mit Kreis/B parieren wir und das Quadrat/X lässt uns ausweichen. Das alles funktioniert viel besser als in früheren Teilen, aber es ist immer noch nicht perfekt und manchmal etwas chaotisch. Die Steuerung ist nicht so flüssig, wie ich mir das gewünscht hätte und es fehlt ein wenig an Wumms. Trotzdem sorgt das neue Kampfsystem von Assassin's Creed Origins für intensive Auseinandersetzungen. Zudem können wir kriechen, pfeifen um Gegner anzulocken und uns verstecken. Schleichen ist besser als je zuvor - in ein gegnerisches Lager einzudringen, den Kommandanten auszuschalten und ungesehen wieder verschwinden ist extrem befriedigend.

Parkour spielt natürlich auch eine wichtige Rolle und wurde ebenfalls verbessert. Es gibt nicht länger einen Sprintknopf, stattdessen bestimmt der linke Analogstick die maximale Geschwindigkeit unseres Helden. Damit soll verhindert werden, dass wir aus Versehen irgendwo hochklettern. X/A ist für die Kletterei und die Sprünge verantwortlich, während wir uns mit Kreis/B von Vorsprüngen herab lassen. Die Architektur ist in diesem Spiel oft sehr komplex, aber ich bin nicht ein einziges Mal am falschen Ort gesprungen - das war früher anders. Durch diese riesige Karte braucht es natürlich auch Fahrzeuge, mit denen wir lange Wege abkürzen. Es gibt Kamele und Pferde zum Reiten - ebenfalls von unterschiedlicher Qualität und es gibt kleine Boote für die Seen und Flüsse. Beides funktioniert toll, auch wenn die Reittiere häufig heftige Reaktionen der Bürger auslösen, manchmal schon wenn wir nur einige Meter entfernt sind.

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Die zusätzliche Atempause der Entwickler hat dem Spiel so unglaublich gut getan, es gleicht an ein Wunder.

Das ist die Gameplay-Basis von Assassin's Creed Origins aber in der Spielwelt treffen wir immer wieder auf dynamische Elemente und Details. Einen Pfeil am offenen Feuer zu entfachen und auf öligen Untergrund zu verschießen, setzt ganze Lager in Flammen. Wenn wir mit Bayek lange Zeit in der Wüste umherstiefeln, beginnt er zu halluzinieren und sieht plötzlich andere Charaktere und Kreaturen (wer weiß was ihr findet, wenn ihr ihnen folgt?) Man kann in Pferdewagenrennen und in Gladiatorenkämpfen teilnehmen, die Position von Schätzen entziffern und in den Sternen nach Geheimnissen suchen. Ich habe noch nicht mal die Schatzgräber erwähnt; es gibt einfach unglaublich viel zu tun - von den etlichen Überraschungen mal abgesehen.

Technisch beeindruckt Assassin's Creed Origins auf ganzem Level. Bei den Themen Grafik und Größe hält es mühelos mit jedem anderen aktuellen Spiel mit und der Sound trifft immer auf den Punkt. Die Schauspieler leisten gute Arbeit - besonders bei Bayek - und bei der generellen Produktions-Qualität können nur wirklich wenige Titel Assassin's Creed Origins überbieten. HDR-Unterstützung wird aber erst am 6. November nachgereicht werden, aber es wird einen Foto-Modus geben, in dem wir auch Fotos anderer Spieler ansehen und bewerten können.

Assassin's Creed Origins ist auf so vielen Ebenen überragend, aber nicht perfekt. Abgesehen von den Kämpfen ist es stellenweise doch weniger solide, als ich es mir gewünscht hätte. Am meisten merkt man das an der künstlichen Intelligenz. Manchmal zogen die Gegner ganz häufig hintereinander ihren Bogen aus der Tasche und steckten ihn wieder weg, weil ich nur geringfügig meinen Abstand veränderte. Oder sie liefen verwirrt Treppen rauf und runter, um unsere Position zu erreichen. Das stört die Immersion, wenn auch nicht allzu stark.

Dann noch ein paar Worte zu Mikrotransaktionen. Ja. Assassin's Creed Origins hat einen Marktplatz in dem wir Helix-Credits kaufen können. Fähigkeitspunkte, Spielgeld, bestimmte Waffen, Klamotten, Pferde, Karten... fast alles kann mit Credits gekauft werden, die wir wiederum für echtes Geld bekommen. Trotzdem... ich habe Assassin's Creed Origins auf „Hart" gespielt und ich hatte nie das Gefühl, echtes Geld investieren zu müssen.

Assassin's Creed Origins ist ein Triumph. Ein Triumph für die Menschen und Studios, die an der Produktion beteiligt waren und ein Triumph für jene, die die Veröffentlichung um ein Jahr verschoben haben. Das Resultat ist nicht nur das beste Assassin's Creed aller Zeiten, sondern auch eins der besten Spiele dieses Jahres. Bravo Assassin's Creed, willkommen zurück ganz oben.

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Assassin's Creed Origins
Neben den technischen und architektonischen Wundern beeindruckt die Welt auch mit Elementen die sie beleben.
10 Gamereactor Deutschland
10 / 10
+
Eine der besten offenen Welten, die jemals erschaffen wurden; massiv in vielerlei Hinsicht; interessanter Plot und Charaktere; perfekte Wahld des epochalen Settings; viele grundlegende Verbesserungen.
-
KI-Verhalten setzt manchmal merkwürdig aus; die reichhaltige Dokumentation zu kulturellen und historischen Themen wird nur nachgereicht.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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