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Asphalt 8: Airborne

Asphalt 8: Airborne

Es geht in die achte Runde der Rennspielreihe. Wir haben uns auf die Rennstrecke gewagt und erklären euch, warum dieser Teil alle übertrifft und sogar für die Zukunft Maßstäbe setzen könnte.

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Man kann einem lustigen Handyspiel keine Bestnoten geben. Außer natürlich, es handelt sich dabei um Mario. So zumindest scheint die inoffizielle Regel unter Spielejournalisten zu lauten. Es ist, als würde die schiere Freude am Spiel außerhalb des Nintendo-Universums keine Punkte einbringen. Gran Turismo und Forza Motorsport werden häufig wegen ihres Realismus und den unglaublichen Effekten gelobt. Und für die präzise Physik und die schimmernden Fahrzeuge. Doch es ist heutzutage unglaublich selten, dass ein Spiel geehrt wird, weil es unheimlich unterhaltsam zu spielen ist und es deshalb verdient.

Das letzte Mal, dass ein beinahe unbekannter Entwickler die Spieleindustrie rund um Arcade-Rennspiele aufmischte, war 2004 Criterion. Auf der Xbox und der Playstation 2 sorgte deren Need for Speed für ordentlich Furore. Es passte sich zwar dem Genre an, aber es schlichen sich doch die reale Fahrphysik und der Realismus in die Reihe ein.

Doch warum erzähle ich das alles? Wenn ihr die Wertung am Ende der Kritik bereits gesehen habt, kennt ihr schon die Antwort darauf. Ganz offenkundig wurde gerade das nämlich zu meinem Problem. Wenn ihr die Zahl noch nicht gesehen habt, erzähle ich euch kurz, welches meine liebsten Rennspiele sind und wieso. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dafür einen gewaltigen Shitstorm ernte.

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Asphalt 8: AirborneAsphalt 8: Airborne
Die Serie hat bereits eine Fangemeinde sowohl auf den Android-, Windows- und iOS-Telefonen.

Daytona war einer meiner liebsten Titel damals in der Spielhalle. Das Wettkampfgefühl war großartig und die Geschwindigkeit toll. Das elastische System, wenn also der Computer sich zurückfallen ließ, wenn wir hinterher hingen oder schneller fuhr, um uns vorn anzutreiben, stach sofort ins Auge. San Francisco Rush für den Nintendo 64 ist der nächste Titel auf meiner Liste. Begeistert hat er mich besonders wegen der unglaublichen Sprüngen. Doch trotz der eher scheußlichen Grafik war das Ergebnis ein großartiges Arcade-Rennspiel mit klarem Fokus auf Spaß. Zu dieser Zeit trieb außerdem Ridge Racer das Driften auf ein neues, absurdes Level. Mario Kart ist noch immer eine schöne Spielerfahrung, besonders wegen der vielen Abkürzungen und dem großartigen Mehrspielermodus. Und dann gab es da noch Burnout 3: Takedown. Wenn uns das Spiel in einen verlangsamten Modus versetzte, konnten wir die Zusammenstöße erst richtig genießen. Das Spielgefühl war einfach grandios.

Und jetzt betritt Asphalt 8: Airborne die Bildfläche und bedient sich bei den besten Aspekten der oben genannten Titeln. Die Serie hat bereits eine Fangemeinde sowohl auf den Android-, Windows- und iOS-Telefonen. Ich habe die meisten Teile gespielt und die meisten entließen mich mit einem Gefühl von: "Sie sind unterhaltsam genug." Unterhaltsam genug. Es waren ganz klar Arcade-Rennspiele, aber irgendetwas fühlte sich das alles noch nicht richtig an. Die Physik und Fahrzeuganimationen waren ziemlich langweilig. Das Spiel an sich zwar hübsch anzusehen, aber eben nicht besonders unterhaltsam, selbst wenn es ein wenig an die Burnout-Klassiker erinnerte. Wie so oft war es der uninspirierte Klon eines tollen Rennspiels.

Doch Asphalt 8: Airborne ist anders. Das liegt zum einen am Einsatz der neuen Havok-Engine. Dazu ist die Physik viel ausgefeilter. Das Ergebnis ist das Spielgefühl von Chaos und Herausforderung. Hinter dem Spaß steckt außerdem ein neues Team: Gameloft Barcelona. Es gibt große Unterschiede zwischen den Fahrzeugen. Die 47 lizenzierten Wagen decken so gut wie alle bekannten Marken ab - darunter Dodge, Audi, Tesla, Cadillac, Mini Cooper, Alfa Romeo, Nissan und ein paar exotische Superwagen.

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Asphalt 8: Airborne
Es sind gerade die Freiheiten, die Asphalt 8 so besonders machen.

Wie gewohnt besuchen wir wieder jede Menge bekannte Orte. Tokio, Barcelona, Venedig, Monaco, London, die Nevada-Wüste und die Alpen bilden die Umgebungen für unterschiedliche Strecken. Wie abwechslungsreich diese sind, will ich an folgenden Beispielen deutlich machen. Tokio durchfahren wir unter dem Nachthimmel umgeben von strahlenden Wolkenkratzern und Neon-Lichtern. Wir rasen auf großen Highways durch beleuchtete Tunnel und vorbei an riesigen Mech-Robotern, die unkontrolliert die Straßen zerstören. Und ja, ich habe Mech-Roboter gesagt. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, hat sich Gameloft in dieser Hinsicht ein wenig künstlerische Freiheit gelassen.

Und es sind gerade die Freiheiten, die Asphalt 8 so besonders machen. Selten war ich auf so lustigen und herausfordernden Kursen unterwegs, die noch dazu derart voller Abkürzungen und Details stecken. Schnell wird klar: Es geht viel mehr um den Spaß als die Frage, was wirklich realistisch ist. Und das bringt mich zur Physik. Während meiner ersten 16 Stunden auf der Strecke verbringe ich - glaubt man den Statistiken - beinahe eine Stunde in der Luft. Wilde Luftmanöver und waghalsige Stunts sind ein großer Teil des Pakets.

Wer daran Spaß findet, verdient gleich noch ein bisschen Nitro für den Turbo mit. Einmal gibt's das nämlich fürs nahe heranfahren an andere Fahrzeuge auf der Strecke, aber auch durch das Zerstören der Gegner und durch Backflips oder Rollen. Natürlich kann auch das Fahrzeug in der Luft kontrolliert werden. Ganz genau - der Realismus wurde beschränkt und der Wagen fährt sich ganz so, als würde er noch auf der Straße rollen. Trotzdem ist es eine Herausforderung, bei all den unterschiedlichen Manövern die Kontrolle zu behalten. Wer sie gar meistern will, brauch viel Geduld.

Asphalt 8: Airborne
Das Gefühl des Krassen, der wahnwitzigen Stunts und Präzision in Kombination mit "realer" Physik, Geschwindigkeit und großartigen Strecken machen es zu einem Meilenstein der Arcade-Rennspiele fürs Handy.

Das Spiel macht einfach riesig Spaß. Es gibt keinen besseren Weg, es zu formulieren. Das Gefühl des Krassen, der wahnwitzigen Stunts und Präzision in Kombination mit "realer" Physik, Geschwindigkeit und großartigen Strecken machen es zu einem Meilenstein der Arcade-Rennspiele fürs Handy. Wie gesagt, seit der Playstation 2 und Xbox hatte ich nicht mehr so viel Spaß mit dieser Art von Spiel.

Solltet ihr euch für den Karriere-Modus entscheiden, stehen euch acht Saisons mit jeweils 15 Strecken bevor. Durch acht unterschiedliche Orte, die auch in umgekehrter Reihenfolge absolviert werden können sowie vielen Abkürzungen, ist ausreichend Abwechslung garantiert. Doch gerade das Design der Strecken bringt sie erst voll zur Geltung. Ich habe mich hingesetzt und versuchte, die Zahl der alternativen Routen zu zählen und stoppte irgendwann bei zehn. Es gibt also immer einen Weg, um ein oder zwei Sekunden zu sparen. Gleichzeitig stehen uns natürlich auch Turbos zur Verfügung. Oft wählen wir deshalb unseren bevorzugten Weg statt des tatsächlich vorhandenen. Unsere computergesteuerten Gegner gehen ebenso wenig zimperlich vor. Es gibt keine ideale Rennlinie oder vorhersagbare Entscheidungen. Es ist stattdessen genau das Spiel, das es sein soll.

Jede der acht Saisons besteht aus fünfzehn Jahren. In dem wir genügend Sterne in diesen Jahren sammeln, verdienen wir uns den Zugang zur nächsten Saison. Bekannt ist das Konzept bereits aus anderen Genres. Zwischen einem und drei Sterne erhalten wir für unsere Rennplatzierung; zwei zusätzliche Sterne gibt's für die Erfüllung besonderer Herausforderungen. Die beinhalten zum Beispiel das Driften über 500 Meter ohne zu stoppen oder vier Rollen während des Rennens. Selbst wenn wir also nicht den ersten Platz erreichen, gibt es Alternativen um doch noch an die begehrten Punkte und das Geld zu gelangen.

Asphalt 8: Airborne
Das nötige Kleingeld, um die 47 lizenzierten Fahrzeuge zu kaufen, verdienen wir wie erwähnt beim Absolvieren der Rennstrecken während der Kampagne.

Wer lieber mit anderen spielt, kann das mit bis zu acht Freunden im Mehrspielermodus machen. Dort geht es dann - natürlich - um die Vorherrschaft auf dem Leaderboard. In Ghost-Runs geht's außerdem gegen die Bestzeit der Freunde auf die Piste. iCloud-Unterstützung, durch die wir unsere Daten auf unterschiedlichen Geräten speichern, rundet das Gesamtpaket ab.

Das nötige Kleingeld, um die 47 lizenzierten Fahrzeuge zu kaufen, verdienen wir wie erwähnt beim Absolvieren der Rennstrecken während der Kampagne. Außer natürlich man greift für die glänzenden Fahrgestelle ins ganz reale Portemonnaie. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Apps wurde dieses System allerdings weit weniger aufdringlich umgesetzt. Es gibt weder zeitliche Begrenzungen noch anderen "Freemium"-Mist und virtuelles Geld wird schnell sowohl für neue Wagen wie auch Upgrades verdient - und zwar während der regulären Spielzeit. Ein Paradebeispiel dafür, wie man In-App-Käufe umsetzen sollte. Mit echtem Geld geht es vielleicht etwas schneller. Doch das Spiel ist ebenso unterhaltsam, wenn es auf ganz altmodische Art und Weise genossen wird. Toll!

Die Steuerung kann im Bereich Empfindlichkeit, virtuelles Lenkrad, Touch-Knöpfe und dem Stick angepasst werden. Perfekt, wenn man sein Spiel optimal einstellen möchte. Das Kippen des Gerätes ist eine tolle Alternative zum echten Lenkrad und hat mir persönlich richtig gut gefallen. Eine Hälfte des Bildschirms wird für den Einsatz des Turbos aufgewendet, die andere Hälfte um zu driften oder bremsen. Es gibt keine unnötigen Tasten, die den Blick auf die Landschaft verbauen - außer natürlich, es ist genau das, was ihr wollt. Euch überlassen. Einstellbar ist natürlich auch die Kamera, die uns außerdem eine Cockpit-Ansicht bietet.

Asphalt 8: AirborneAsphalt 8: Airborne
Mit 16 Stunden Spielzeit habe ich nun nicht einmal 40 Prozent der Kampagne absolviert.

Klar, nichts von all dem, was ich bisher ausgeführt habe, würde an sich eine 10/10 rechtfertigen. Doch das Gesamtpaket ist schlicht überraschend solide und abgerundet. Selbst die Musik unterstützt das Geschehen auf dem Bildschirm durch einen guten Mix aus Bass, Elektro und Rock. Zu den krachenden Klängen von Skrillex oder Deadmau5 gerät man schnell ins Summen auf der Strecke. Außer natürlich wir werden durch die schrillen Töne der Zusammenstöße mit Gegnern oder dem Aufheulen der Motoren auf Trapp gehalten.

Gibt es denn nun gar nichts Schlechtes zu sagen? Ehrlich gesagt, ist es mir schwer gefallen, wirkliche Kritikpunkte am Spiel zu finden. Einzig die geringe Bildrate fällt auf, die gelegentlich vom Geschehen zu stark beansprucht wird. Es ist aber kein konstantes Problem wie etwa bei der Handheld-Version von Need for Speed: Most Wanted. Kleinere Bildfehler treten gelegentlich auf, wenn zwei Fahrzeuge ineinander krachen, während im Hintergrund eine Rakete startet und in den Wolken verschwindet und gleichzeitig der Turbo eingesetzt wird. Und selbst dann kann man die Probleme gerade einmal als minimal bezeichnen. Zu erwähne wäre dann noch, dass die Unterseiten der Autos eher schäbig wirken und einige der späteren Level den Schwierigkeitsgrad vielleicht etwas zu hoch ansetzen - zumindest für jene, die mit neuem Wagen ohne Upgrades zum Rennen erscheinen.

Kurz: Ich bin beeindruckt von dem, was Gameloft auf den Bildschirm zaubert, ohne dass mein iPad 4 überfordert ware. Es macht einfach Spaß auf der Strecke zu sein. Selbst auf dem iPad Mini und dem iPhone 4 ist die Sound-Erfahrung großartig und es gibt außerdem keine störenden Bildprobleme.

Asphalt 8: Airborne
Es vermittelt ein Gefühl von Geschwindigkeit und der Spaß an den Rennen nimmt mit jeder Stunde stetig zu.

Nach Asphalt 8: Airborne fühlt sich Burnout 3: Takedown wie ein ruhiger Sonntagnachmittag an. Und ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde. Ich klinge nicht gern wie eine wandelnde Werbetafel, wenn ich eine Kritik über ein Spiel schreibe. Auf der anderen Seite kann ich mich nicht erinnern, wann ich so viel Lust hatte, wieder und wieder dasselbe Spiel in die Hand zu nehmen. Mit 16 Stunden Spielzeit habe ich nun nicht einmal 40 Prozent der Kampagne absolviert. Man kann also nicht gerade behaupten, dass das hier ein kurzes Vergnügen wäre. Selbst wenn sie dann doch vorbei ist, gibt es immer noch genug zu tun. Immerhin können wir auch versuchen, unsere eigenen Zeiten zu brechen oder wir toben uns im Mehrspielermodus aus. Auch die Ghosts der Freunde können hinzugefügt werden, wenn man eine AI-Methode á la Real Racing 3 bevorzugt. Klappt wunderbar.

Ich hatte ehrlich gesagt, schon fast vergessen, wie sich ein gutes Arcade-Rennspiel anfühlt. Grund dafür waren wenig aufregende Vertreter in den vergangenen Jahren. Und allein dafür verdient dieses Spiel die Höchstnote. Es ist ein Meisterwerk auf den mobilen Geräten und dazu noch ein verdammt gutes Spiel, selbst im Vergleich zu Vertretern auf den Konsolen. Sieben Dollar fühlen sich da schon fast wie Diebstahl an. Asphalt 8: Airborne nimmt sich zudem selbst nie zu ernst. Es vermittelt ein Gefühl von Geschwindigkeit und der Spaß an den Rennen nimmt mit jeder Stunde stetig zu. Für mich greift hier einfach alles in einander, selbst Monate nachdem ich die erste Preview-Version erhalten habe.

Wünscht ihr euch schon länger mal wieder ein Rennspiel mit Geschwindigkeit in einem toll verknüpften Gesamtkonzept? Dann wurden eure Gebete erhört. Sucht ihr hingegen nach einem realistischen Titel mit richtig schweren Kursen, dann sucht besser weiter. VROOOM. SCREEECH. BANG.

10 Gamereactor Deutschland
10 / 10
+
viele Autos, tolle Strecken, super Gefühl der Geschwindigkeit, massig Inhalt, gute Musik, perfektes Arcade-Rennspiel
-
Schatten der Autos, Framerate auf älteren Geräten
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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