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Metroid Prime: Federation Force

Metroid Prime: Federation Force

Das neue Actionspiel ohne Samus Aran in der Hauptrolle ist ein nettes Koop-Spiel, aber Metroid-Fans hätten so viel mehr verdient als das.

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2016 ist ein wichtiges Jahr für die Metroid Prime-Saga. Denn genau vor 30 Jahre, damals 1986, erschien das erste Metroid-Spiel auf dem NES und die Serie begeisterte seitdem zahllose Fans. Doch in den letzten Jahren ist es still geworden in Sachen Metroid. Und obwohl sich Fans ein neues Spiel wünschen,scheint Nintendo mit anderen Projekten beschäftigt zu sein. Alles, was wir 2016 von offizieller Seite zu diesem Thema sehen werden, ist Metroid Prime: Federation Force für den 3DS. Und auch hier spielt Samus Aran leider nur die Nebenrolle. Ob das kleine Game den Erwartungen vieler Spieler genügen kann, klären wir in dieser Kritik.

Metroid Prime: Federation Force ist Actionspiel für den Nintendo 3DS. In Squads aus bis zu vier Spielern gehen wir darin im Metroid-Universum auf Jagd nach Aliens, Weltraum-Piraten und mysteriösen Alien-Artefakten. Das Spiel führt uns in das Bermuda-System, in dem eine Reihe von Ereignissen stattgefunden hat, die wir untersuchen. Wir spielen als junger Space-Marine, der gerade seine Grundausbildung abgeschlossen hat und nun erste Missionen im Weltraum übernimmt. Die Space-Marines sind mir heftigen Mech-Rüstungen ausgestattet, die universell einsetzbar sind und den Soldaten guten Schutz gegen viele Gefahren bieten.

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Metroid Prime: Federation ForceMetroid Prime: Federation Force
Der "Fanservice" dreht sich allein darum, vor und nach einer Mission ein Bild von Samus Aran einzublenden und zu erklären, was ihr in der Zwischenzeit passiert ist.
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Neben der Primärkanone ist unser Mech mit einem sekundären Geschütz ausgestattet, das je nach beladener Munition unterschiedliche Effekte hervorruft. Wir können beispielsweise Heilungskapseln verschießen, die unseren oder befreundete Mechs reparieren. Oder einen großflächigen Elementarangriff auslösen. Jede Munitionsart verbraucht unterschiedlich viel Stauraum, weshalb die verfügbare Missionsausrüstung wohl überlegt auf alle Spieler verteilt werden sollte. Wer die Effekte der verschiedenen Munitionssorten richtig nutzt und gründlich sucht, findet in den Ecken der Karten versteckte Geheimnisse und schaltet dadurch Modifikationen für Mechs frei. Mit diesen rüsten wir die Roboter auf und passen sie an unsere Vorlieben an.

Die Level gefallen mir optisch und vom Gameplay her sehr gut. Es gibt zwar nur drei übergeordnete Themen (ein Planet ist heiß, ein anderer sehr kalt und der letzte hoch technisiert), aber zusammen mit den verschiedenen Spielmechaniken hat Next Level Games ein gelungenes und abwechslungsreiches Missionssystem geschaffen. Die Spielphysik ist ebenso gut gelungen, was zahlreiche Geschicklichkeitsrätsel mit explodierenden Kugeln und beweglichen Plattformen beweisen. Die Gegner variieren stark, auch wenn auf dem 3DS natürlich alles ein bisschen einfacher dargestellt wird. Alles hat diese typische Nintendo-Qualität, Fehler sind mir gar nicht aufgefallen.

Metroid Prime: Federation Force setzt auf den Gyrosensor des 3DS, um unsere Bewegungen ins Spiel zu übertragen. Auf dem Papier scheint das eine ausgezeichnete Idee zu sein, da es in den meisten Situationen ausreicht, den Nintendo 3DS nach oben oder unten zu justieren. Immerhin ist die Steuerungsvorlage simpel und nicht überladen. Doch gerade bei langanhaltenden Kämpfen mit großen Gegnern reicht das eben nicht aus und die klobige Kamera erschwert die Fortbewegung. Um die empfindlichen Schwachpunkte der Widersacher zu treffen, müssen wir präzise zielen - und das widerstrebt der Grundidee des Gyrosensors komplett. Dadurch ist es fast ausgeschlossen, eine schnelle Runde im Bus oder der Bahn zu spielen - nicht nur, weil man komisch angeguckt wird, wenn man mit dem Gyrosensor des 3DS spielt. Eigentlich gibt es überhaupt keine angenehme Position, in der wir Metroid Prime: Federation Force gut spielen können, aber glücklicherweise umgeht das Circle Pad Pro oder der C-Stick des New 3DS diesen Wahnsinn.

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Eigentlich gibt es überhaupt keine angenehme Position, in der wir Metroid Prime: Federation Force gut spielen können, aber glücklicherweise umgeht das Circle Pad Pro oder der C-Stick des New 3DS diesen Wahnsinn.

Wer Abwechslung von der Kampagne sucht, wird im Blast Ball fündig. In diesem Drei-gegen-Drei-Modus spielen wir Fußball mit Knarren gegen die KI oder andere Spieler. Indem wir den Ball abschießen, setzen wir ihn in Bewegung, allerdings überhitzt jeder Schuss der Gefechtskanone langsam unseren Mech. Ein aufgeladener Schuss überträgt mehr Kraft auf den Ball, verbraucht aber natürlich entsprechend mehr Energie. Ist unser Mech überhitzt, werden wir herauskatapultiert. Die Hitzeanzeige sollten wir deshalb immer im Auge behalten. Wer von der Rüstung getrennt ist, wird besonders verwundbar und muss in der Hektik des Gefechts wieder in unseren Mech steigen. Wer den Ball mit seiner Cyberrüstung abblockt, riskiert es, Schaden zu nehmen und eventuell wertvolle Sekunden für einen Respawn zu vergeuden. Um das Spielgeschehen noch spannender zu gestalten, hat Next Level Games ein paar mächtige Powerups eingefügt, die selbst aussichtslose Situationen drehen können.

Was mich neben der Kamera am meisten ärgert, ist der Bezug zu Metroid Prime. In Federation Force wird keine Nebengeschichte erzählt oder ein bestehendes Universum erweitert. Der "Fanservice" dreht sich allein darum, vor und nach einer Mission ein Bild von Samus Aran einzublenden und zu erklären, was ihr in der Zwischenzeit passiert ist. Versteht mich nicht falsch: Metroid Prime: Federation Force ist ein nettes Koop-Spiel, aber Fans hätten so viel mehr verdient als das. Hier geht es einzig darum, einer bestehenden Fanbasis ein unbekanntes Spiel schmackhaft zu machen, indem man einige schwache Querverweise macht. Den Jubiläums-Geburtstag der Metroid-Serie hätte Nintendo deutlich größer feiern müssen. Stattdessen geben sie uns das.

Insgesamt muss ich deshalb sagen, dass ich von Metroid Prime: Federation Force enttäuscht bin, auch wenn das Spiel qualitativ wirklich großartig ist. Die Netzwerkverbindung ist stabil, selbst großes Gegneraufkommen bringt den kleinen Handhelden nicht ins Schwitzen und durch das Spieldesign werden Koop-Aktionen und Teamplay belohnt. Wer von der bisweilen katastrophalen Steuerung absehen kann (oder ein Circle Pad Pro bzw. den New 3DS hat) kann gemeinsam mit ein paar Freunden beruhigt zuschlagen. Doch wer den Titel wegen dem Metroid-Hintergrund spielen will, sollte vielleicht lieber noch einmal über einen Kauf nachdenken. Es ist ein tolles Koop-Spektakel und der Blast Ball-Spielmodus ein kurzlebiger Spaß, mehr aber auch nicht.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
tolle Koop-Action für bis zu vier Spieler, hübsches Leveldesign, Teamplay wird belohnt
-
wieder keine Samus in diesem Jahr, katastrophale Steuerungsoptionen, die den 3D-Effekt komplett ruinieren
overall score
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