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Schwanzvergleich #7

Schwanzvergleich #7

Das letzte Jahr bestätigt, das lässt sich ganz gut an den Deutschen Jahrescharts für Games ablesen, eigentlich nur den Kurs der letzten Jahre. Noch immer ist es Sony, das den Markt dominiert. Obwohl die Playstation 4 erst Ende November in Deutschland erschienen ist, platzieren sich fünf Spiele in den Top 100. Nintendo hingegen schafft es mit der Wii U gerade einmal, ein Spiel zu platzieren. Spiele für die Wii laufen besser, aber wer hinschaut, der sieht, dass es auch immer nur die gleichen Nasen sind, die dort gut laufen und im Zweifel sind die eben schon vier Jahre auf dem Markt. Immerhin der Nintendo 3DS hat ein ganz passables Jahr abgeliefert. In den Charts tummeln sich viele neue Spiele, wenngleich auch alle von Nintendo selbst sind.

Microsoft läuft einigermaßen, muss aber deutlich mehr kämpfen, um beachtet zu werden. Woran liegt es wohl, dass sich keiner so recht für die Xbox 360 und die Xbox One interessiert? Dass der Hersteller überhaupt einen Fuß in der Tür hat, liegt an vielen, vielen Sonderaktionen, bei denen die Konsole förmlich verramscht wurde. Der Preis ist also weniger entscheidend. Premium, wie bei der Xbox One, zieht ja offenbar auch nicht. Liegt es also am falschen Marketing? Oder am Design der Konsole - ist das vielleicht wichtig? Die Spiele sind ja eigentlich auch relativ ähnlich, obwohl Sony natürlich in diesem Jahr mit The Last of Us, Gran Turismo 6 und Beyond: Two Souls viel für das eigene Image tun konnte. Aber Forza Motorsport 5 ist, da sind wir uns sicherlich einig, auch sehr hübsch. Zumindest, wenn man auf Rennspiel steht.

Bei der Wii U habe ich inzwischen schon so eine persönliche Meinung, wo das Problem liegt. Fast niemand kapiert, dass es sich um eine neue Konsole handelt. Der Name ist irreführend und die Konsole sieht nicht so viel anders als der Vorgänger aus - zumal sie auch in weiß zu haben ist. Viele glauben, das Gamepad ist ein Addon für die Wii U. Sowieso verstehen die meisten nicht, welche Vorteile so ein Touchscreen-Controller haben soll. Nintendo dachte wohl, dass die vielen Smartphone- und Tablet-Nutzer eigentlich selbst drauf kommen sollten. Aber diese eigentlich sehr logische Verbindung, sieht nicht jeder gleich. Ich bin mir sicher, dass das Wissen über den Zusatznutzen von RTL Now und ProSieben Connect erschreckend gering ist, obwohl wir mit Werbung zugeschüttet wurden. Nintendos Werbung war dazu noch vergleichsweise zaghaft. Und die Mundpropaganda funktioniert diesmal auch nicht so einfach, das merke ich selbst im Freundeskreis. Habe ich das Wii U-Gamepad in der Hand, dann kommt kein interessiertes "Oh, was ist das denn?", sondern eher ein ablehnendes "Was willst du denn damit?"

Bei Microsoft allerdings ist es schwieriger. Die zielen mit der Xbox 360 und der Xbox One eigentlich schon ein männliches Publikum an und darunter sind sicherlich viele ehemalige PC-Spieler. Leute, die es schätzen, dass sie ihre fette Action ohne große Probleme haben können - inklusive guter Online-Untersützung zum Zocken mit Kumpels. Eigentlich dachte ich immer, dass dies einen erheblichen Teil der Spieler hierzulande ausmacht. Offenbar aber reicht der trotzdem nicht aus, um Deutscher Marktführer zu werden. Deswegen versucht Microsoft sich auch in Profilierung bei anderen Zielgruppen - etwa über Entertainment-Inhalte. Zieht das nicht oder wird das nicht wahrgenommen? Sollte Microsoft mehr in die Community-Arbeit investieren, wie es Sony macht? Mittels Playstation Liga, Blogs und anderen Ansätze versuchen sie die Kundenbindung zu verstärken. Das könnte der Punkt sein, an dem Microsoft noch nachziehen muss.

Dass Sony aber nicht alles gelingt, sehen wir an der Playstation Vita. Der Handheld läuft auch in Deutschland schlecht und ähnlich wie Microsoft mit der Xbox 360, ist es Sony zwar gelungen, über viele Jahre die Playstation Portable halbwegs gut im Markt zu positionieren, aber gegen Nintendo ist trotzdem kein Kraut gewachsen. Und diesen Weg jetzt erneut mit der Vita zu gehen, ist mühselig und teuer. Tatsächlich hat Sony zwar ein tolles Gerät abgeliefert, aber irgendwie stinkt es im Vergleich zu Smartphones und Tablets fast noch ein bisschen mehr ab als der 3DS. Nintendo hat ziemlich viel richtig gemacht, was die Ausrichtung, den Preis und die Leistung angeht. Nur beim Marketing, da sind sie zunächst auch ziemlich auf die Nase gefallen. Wer konnte denn auch ahnen, dass niemand so recht wusste, was jetzt anders sei, außer der 3D-Effekt.

Obwohl die Jahrescharts nun so wenig erhellend waren, so bin ich doch gespannt, wie das kommende Jahr verläuft. Ich freue mich ja auch immer auf die Wahlergebnisse bei der Bundestagswohl, obwohl das Ergebnis mich eigentlich nie so richtig zufrieden stellt oder aber überrascht. Tatsächlich sehe ich auch in diesem Fall schon die üblichen Verdächtigen Platz nehmen - FIFA 15 vielleicht sogar wieder an der Spitze. Diesmal aber ein bisschen mehr Xbox One in den Top 100 - dafür quasi fast keine Xbox 360 mehr. Die Wii U wird natürlich ein bisschen Fahrt aufnehmen, immerhin sind für das kommende Jahr ein paar größere Titel geplant. Allerdings befürchte ich, dass im Gegenzug der Nintendo 3DS mit weniger frischen Inhalten vertreten ist und wir mehr von dem Ertragen müssen, was in diesem Jahr schon populär war. Und der PC? Der stirbt seit ungefähr zwanzig Jahren. Ich glaube zwar, dass die aktuelle Stärke aus der Schwäche der alten Konsolen herrührt. Aber so schnell werden wir die alte Kiste nicht los.

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